Geburt unserer Herrin, der Gottesgebärerin und Immerjungfrau Maria
- Храм Святителя Николая

- 29. Sept.
- 2 Min. Lesezeit

21.09.2025
In Seinem Evangelium sagt unser Herr und Gott: Wenn die Stunde gekommen ist, dass ein Kind geboren wird, so ist es von Wehen begleitet; wenn es aber geboren ist, bleibt allein die Freude, denn ein neues Leben ist in die Welt gekommen… Und wenn ein Kind geboren wird, fragen sich die Menschen: Wie wird das Schicksal dieses Kindes sein? Die Geburt ist nur der erste Tag seines Lebens; wie aber wird die lange Reihe von Tagen aussehen, die ein Menschenleben ausmachen? Und wie wird der letzte Tag sein, der das Ganze zusammenfasst, was dieses Leben gewesen ist?
Heute feiern wir die Geburt der Gottesmutter, und unsere Gedanken wenden sich zu Ihr. Sie wurde geboren – wiederum, wie das Evangelium sagt – nicht aus dem Willen des Fleisches und nicht aus dem Willen des Mannes; Sie wurde von Gott geboren. Sie wurde geboren als das letzte, abschließende Glied in der langen Kette von Menschen, Männern und Frauen, die im Laufe der Menschheitsgeschichte gerungen haben: sie rangen um Reinheit, rangen um Glauben und Fülle, rangen um Ganzheit, sie rangen darum, dass in ihrem Leben Gott an erster Stelle stehen möge, dass sie Ihm in Wahrheit anbeten und Ihm in vollkommener Treue dienen würden.
In dieser langen Reihe gab es auch Sünder, in deren Leben vielleicht nur ein einziger Zug ihr Dasein rechtfertigte; und es gab Heilige, in deren Leben man kaum einen Mangel finden konnte. Aber alle mussten kämpfen, und allen war eines gemeinsam: sie kämpften um Gottes willen – gegen sich selbst, nicht gegen andere – damit Gott triumphiere. Und nach und nach, von Jahrhundert zu Jahrhundert, bereiteten sie die Erbin ihres Geschlechtes vor, die geboren werden sollte wie jedes andere Kind inmitten von Gut und Böse, Sünde und Heiligkeit, und die doch ein Kind sein würde, das von Anfang an das Gute wählt und in Reinheit und ungeteilter Treue zu ihrer menschlichen Größe lebt…
Heute ist die Gottesmutter geboren; heute beginnt die Überwindung jener Trennung, die seit dem Sündenfall zwischen Gott und Mensch bestand; geboren ist die, die zur Brücke zwischen Himmel und Erde wird; die, welche zur Tür der Menschwerdung wird, zur Tür, die sich auf den Himmel öffnet. Freuen wir uns heute, denn der Anfang des Heils ist gekommen; wenden wir uns Ihr in Zärtlichkeit zu, staunen wir über Sie und bitten wir Sie, uns zu lehren – vielleicht nicht, Ihr gleich zu werden, denn die meisten von uns können das kaum hoffen, wohl aber, Sie ehrfürchtig zu lieben, Sie so zu verehren, dass wir würdig werden, zu Ihrem Geschlecht zu gehören: zum Menschengeschlecht, aus dem Gott geboren wurde, weil Sie eine so vollkommene Treue offenbarte. Amen.
Metropolit Anthony Bloom
1981







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